In meinem Regal gibt es Stoffe, die ich nur schwer anschneiden kann. Für das Jahr 2013 habe ich mir vorgenommen euch einige davon zu zeigen und dann endlich zu verarbeiten.
Als erstes stelle ich euch einen Kettdruck vor, eine echte Rarität.
Den Stoff habe ich vor knapp 5 Jahren in einem gehobenen Raumausstattungsgeschäft gefunden. Ich war mit einer ebenfalls textilen Freundin dort, wir haben das Meterstück aus einer Kiste mit exclusiven Stoffabschnitten gefischt.
Ein eleganter Kettdruck aus europäischer Herstellung, das hatten wir bisher noch nicht in den Händen gehalten. Die Verkäuferin hat uns dann aufgeklärt, dass der Coupon von Fischbacher kommt, einem der innovativsten Stoffhersteller in der Schweiz. Das erklärte den Preis: 50 Euro sollte das Stück noch kosten.
Wir waren beide begeistert von der technischen Umsetzung. Entwürfe dieser Art werden von den Webmeistern gern als haben.wir.noch.nie.gemacht abgetan und von Verkaufschefs als zu teuer abgeschmettert. Fast 200 Euro/m für einen Vorhangstoff aus Polyester? Fischbacher macht das einfach.
Wir haben begeistert fachgesimpelt, das Stück dann aber mit einem bedauernden Achselzucken zurückgelegt.
Als ich dann später an der Kasse stand hat die Verkäuferin den Kettdruck auf die Theke gelegt und mir den Stoff für einen eher symbolischen Betrag überlassen.
"Ich weiß, es kommt in gute Hände" meinte sie lächelnd.
Aber was ist ein Kettdruck?
Klickt das Foto oben mal an, da sehr ihr die aquarellhaften Farbverläufe. Sie kommen zustande, da die Kette vor dem Weben bedruckt wird. Beim späteren Einziehen der farbigen Fäden in den Webstuhl ergeben sich dann technisch bedingt kleine Verschiebungen.
Vom Prinzip ist das etwa so:
Im Fall meines Fischbacher-Schatzes wurde das dann mit gelben Fäden abgeschossen, auf dem unteren Foto seht ihr ganz gut, wie sich die Farbe nochmal ändert:
Vielleicht kennen manche die Ikatstoffe aus asiatischer Herstellung, die werden dort auch manchmal mit extra bedruckten Schussfäden gewebt, das ist eine echte Fleißarbeit.
Anna Maria Horner hat in ihrer neuen Kollektion einen Druckstoff, das Design ist auch eine moderne Interpratation dieser Verläufe. Im Gegensatz vielen Kettdruckimitaten hat mein Stoff aber zwei völlig identische Seiten, das ist ja gerade bei einem Vorhangstoff ein echter Pluspunkt.
Am Zeigetag der Stoffspielereien am 27.Januar zeige ich euch dann, was aus der Kostbarkeit geworden ist- wenn es nichts wird, dann hab ich zumindest noch diesen Blogeintrag als Erinnerung :)
Wer ebenfalls mitmachen möchte kann mich gern anmailen oder dann am Sonntag kommentieren, ich verlinke dann eure Beiträge.